Völkerkundemuseum, Pelikanstrasse 40, 8001 Zürich
Tickets: CHF 20/15.- (für Omanutmitglieder)
Anmeldung (auch für den 6.2., siehe unten):
omanut@omanut.ch/ 044 915 28 63
Zeruya Shalevs Debütroman verstörte bei seinem Erscheinen 1993 die israelische Leserschaft durch seine traumhaft und grotesk erzählte Innensicht einer jungen Frau und Mutter. 30 Jahre später kann sich nun auch das deutschsprachige Publikum eine Meinung zu diesem taumelnden Sprachwerk machen, das in der sorgfältigen Übersetzung von Anne Birkenhauer soeben im Berlin Verlag erschienen ist.
Der Roman liest sich wie eine erweiterte Fassung von Jakob van Hoddis’ expressionistischem Gedicht «Weltende». Bei ihm fallen Eisenbahnen von den Brücken, bei Zeruya Shalev Vögel vom Himmel. Gleichzeitig birgt dieses Werk die Ursprünge ihres späteren literarischen Schaffens und ist erschreckend aktuell. Die Themen Liebe, Familie, Lust und Leid sowie Shalevs reiche Sprache sind schon da, erscheinen hier aber als Klagegesang einer rebellischen Protagonistin. Diese widersetzt sich den Erwartungen an eine Mutter, Geliebte und Ehefrau, während sie an den gesellschaftlichen Rollenzuschreibungen zerbricht und ihren Schmerz herausschreit.
Dass die reichen sprachlichen Anspielungen und die surrealen Metaphern auch im Deutschen stimmig sind, ist der kunstvollen Übersetzung Anne Birkenhauers zu verdanken. Sie wird das Gespräch mit Zeruya Shalev auf Hebräisch führen und für das Publikum übersetzen, so dass man den Feinheiten und der Originalität von Zeruya Shalevs Sprache nahekommt.
Zeruya Shalev, 1959 in einem Kibbuz am See Genezareth geboren, studierte Bibelwissenschaften und arbeitete nach dem Studium zunächst als Lektorin. Ihre vielfach ausgezeichnete Trilogie über die moderne Liebe – «Liebesleben» (2000), «Mann und Frau» (2001), «Späte Familie» (2005) – wurde in über 20 Sprachen übersetzt. Letztmals war sie mit ihrem Roman «Schicksal» (2011) bei Omanut zu Gast, Sie lebt mit ihrer Familie in Haifa.
Lesung in deutscher Sprache: Miriam Japp.
Anne Birkenhauer gibt am 6. Februar um 19 Uhr in der Galerie Stephan Witschi an der Zwinglistrasse 12 einen Einblick in ihren Alltag in Jerusalem, ihre Arbeit und in einige Gedichte gegen die Sprachlosigkeit in diesen finsteren Zeiten.