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EDITION OMANUT
Als Omanut vor 80 Jahren gegründet wurde, stand der Vor­gänger­verein in Zagreb kurz vor der Auflösung wegen Emi­gration und Ver­folgung durch die im April 1941 gebildete Ustascha-Regierung.

Die Zielsetzung des Omanut in Zürich, jüdischer Kunst ein Forum zu bieten, war die­selbe, doch in Zagreb hatte auch eine EDITION OMANUT bestanden, die hier in digi­taler Form wieder­belebt wird.

Alles wird Asche

Alexander Estis wurde 1986 in einer jüdischen Künstlerfamilie in Moskau geboren. 1996 siedelte er als «Kontingentflüchtling» nach Deutschland über. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er als Dozent für deutsche Sprache und Literatur an verschiedenen Universitäten. Seit 2016 lebt er als freier Autor in Aarau. Er schreibt u.a. für Deutschlandfunk Kultur, Die Zeit, die NZZ und das Magazin des Tagesanzeigers. Zuletzt erschien sein Handwörterbuch der russischen Seele (Parasitenpresse Köln, 2021). Für seine Texte wurde er mehrfach ausgezeichnet.

Das Haus ist leer oder ein Versuch über das Schweigen

Boris Nikitin, 1979 in Basel geboren, ist Sohn ukrainisch-slowakisch-französisch-jüdischer Einwanderer. Er inszeniert in der internationalen freien Szene und an deutschsprachigen Stadttheatern. Als Regisseur und Autor setzt er sich seit 2007 mit der Darstellung und Herstellung von Identität und Realität auseinander und hat zum 80 Jahre-Jubiläum im Auftrag von Omanut den Text «Das Haus ist leer oder ein Versuch über das Schweigen» geschrieben, der am 9. Oktober 2021 im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt wurde.

NONNA LUCIA

Meine Nonna Lucia war stark, kräftig und stolz. Sie lachte gerne und zeigte dabei eine Zahnlücke, die ich wie ihr Lachen liebte und gerne selber gehabt hätte. Manchmal, wenn wir während des Essens oder spätabends in ihrem Haus in Basel bei abschliessendem Käse uns ausgiebig Schabernack erzählten - häufig sassen und plauderten wir bis tief in die Nacht -, legte sie sich eine Serviette auf den Kopf oder drückte sich diese fest auf den Mund.

PALMOTIĆEVA

Wenn ich mich nicht irre, lebten meine Eltern in der Palmotićeva 30. Die Omanut hatte ihren Sitz in der Palmotićeva 22. Gleich werde ich in den alten Koffern wühlen, die ich nach „Titos Brille“, meinem ersten Buch, in den Keller gebracht hatte. Damals dachte ich, ein Buch über die Familie reicht…