Die Fremde in Text und Musik Jahresausklang mit Lubna Abu Kheir, Yulianna Khomenko, Ella Ronen und dem Omanut-Vorstand

Fremdsein begleitet den Kulturverein Omanut, der 1941 von Emigranten gegründet wurde, seit seinen Anfängen. Fremd haben sich viele auch dieses Jahr gefühlt, selbst unter Freunden und in ihren eigenen Communities. Lubna Abu Kheir, die aus Syrien geflüchtet ist und Yulianna Khomenko, welche die Ukraine für die Schweiz verliess, können ebenfalls ein Lied vom Fremdsein singen. Die beiden haben dies in der Produktion «Fünf Uhr morgens», die im Sogar Theater zu sehen war, auf eindrückliche Weise getan. Im Stück nähern sie sich einander an, finden Worte und Melodien für die eigenen Ängste und Gefühle und lernen, dem Schmerz des anderen Raum zu geben. Auch Ella Ronen sieht als Israelin mit ungarisch-iranischen Wurzeln das Fremdsein als Teil ihrer Identität. Das Zerrissen- und Dazwischen-Sein kommt in ihren Liedtexten immer wieder vor. Mit dem Omanut-Vorstand nehmen sich die drei Künstlerinnen dem Thema der Fremde an, um das Gemeinsame und nicht das Trennende zu betonen.

«Dürfen wir eintreten?» Omanut zu Gast im Stofflager des Schiffbaus des Schauspielhauses Zürich

Dieses zu Unrecht weitgehend unbekannte Stück von Sophokles wurde für Jossi Wielers Inszenierung am Schauspielhaus Zürich von Kurt Steinmann neu übersetzt. Es behandelt Themen, die unser Gemeinwesen gerade sehr herausfordern, zum Beispiel mit den fatalen Auswirkungen, die Kriege, patriarchale Gewalt, Exil und toxische Erbschaften auf Familienstrukturen und gesellschaftlichen Zusammenhalt haben.

Bühnenbildnerin Muriel Gerstner und Regisseur Jossi Wieler erzählen im Gespräch mit der Dramaturgin Julie Paucker von ihrer Arbeit und erläutern, warum sie in diesem antiken Stoff einen Spiegel der Jetztzeit und somit das Stück der Stunde sehen.

Seferia – jüdisches Buchfestival
HOMMAGEN – Weil jetzt!

Wie bleiben wir verwurzelt, wenn alles ins Wanken gerät? Die Frage hat die französische Philosophin Simone Weil (1909–1943) zeitlebens umgetrieben.
In ihren Schriften hat sich Simone Weil intensiv mit den Mechanismen der Macht, mit Formen der Gewalt sowie der Verführungskraft von Ideologien auseinandergesetzt. In ihrem Werk blickt sie immer wieder in die gewaltsame Vergangenheit, um dadurch die Gegenwart zu erhellen. In Essays wie „Die Ilias oder das Poem der Gewalt“, den Simone Weil Ende der dreissiger Jahre verfasste, entwirft sie mit gnadenloser Klarheit das Szenario des drohenden Terrors.
Eine szenische Lesung von Sascha Ö. Soydan in der Regie von Nicole Oder und mit Musik von Heiko Schnurpel lassen das Porträt einer wachsamen Zeitzeugin und kontroversen Denkerin entstehen, die ihr kurzes Leben dem pazifistischen Widerstand und dem politischen Kampf gegen den Faschismus gewidmet hat. «Weil jetzt!» zeigt, wie aktuell die Gedanken Simone Weils heute sind.