Von der Vernichtung zum Leben Das Werk von Helmar Lerski im Fokus

Musée Visionnaire
Predigerplatz 10
8001 Zürich

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Helmar Lerski (1871 – 1956), Sohn polnischer Juden und in Zürich-Aussersihl aufgewachsen, wanderte 1893 in die USA aus, arbeitete zwischen 1916 und 1932 als Fotograf und Kameramann in Deutschland und floh Ende 1932 aus Berlin nach Palästina. Ab 1948 bis zu seinem Tod lebte er wieder in Zürich.

Der Arabische Aufstand im Jahr 1936 und die Auswanderung von Juden und Jüdinnen aus Deutschland nach Britisch-Palästina als Reaktion auf die Nürnberger Rassengesetze inspirierten Lerski zur Entwicklung eines fotografischen Portfolios, das er «Metamorphose, Verwandlungen durch Licht» nannte. Im Mittelpunkt von Lerskis Aufnahmen stand ein Schweizer Einwanderer, der keine Arbeit hatte. Auf einigen Bildern ähnelt der Mann arabischen Bauern, auf anderen Scheichs, jüdischen Soldaten und sogar einer alten Nonne. Der Fotograf wollte mit seinem Verfahren, das nur ein einziges Modell und die Hilfe des Sonnenscheins benötigte, aufzeigen, dass alle Menschen von nur einem «Vorfahren-Paar» abstammen.

Die israelische Kulturwissenschaftlerin Anat Gilboa stiess auf Serien von Lerskis Schwarz-Weiss-Fotografien bei der Vorbereitung eines Vortrags an der kalifornischen Universität UCLA. Lerski, ein überzeugter Sozialist, schuf diese Bilder während seiner Zeit im Mandatsgebiet Palästina. Der starke Kontrast, der die Fotografien bestimmt und durch Beleuchtung sowie die dramatische Darstellungs- und Nahaufnahmetechnik entsteht, erinnerte sie an russische Propagandaplakate um 1917 sowie an Nazi-Statuen aus den 1930er Jahren. In ihren Ausführungen wird Anat Gilboa die visuellen und literarischen Bezüge von Lerskis «Metamorphose» sowie seine ideologische und pädagogische Zielsetzung analysieren.

Anat Gilboa wurde 1958 in Israel geboren und studierte an der Universität Haifa, wo sie ihren BA in Kunst und Literatur erwarb. Sie erhielt ihren MA in Kunstgeschichte von der Universität Tel Aviv und promovierte 2003 in Kunstgeschichte an der Nijmegen Universität in den Niederlanden. Lehraufträge führten sie an verschiedene Universitäten, darunter Portland, Oregon, UCLA in den USA, Tel Aviv University in ihrem Heimatland und an das Centrum für Jüdische Studien der Karl-Franzens-Universität Graz in Österreich. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehörten jüdische und israelische visuelle Kultur und Film. Zurzeit ist Dr. Anat Gilboa Gastprofessorin am Institut für Jüdisch-Christliche Forschung der Universität Luzern.

Einleitend wird der Grafiker und Autor Raymond Naef, der mit der Grossnichte von Helmar Lerski verheiratet ist und an einem Buchprojekt zum Künstler arbeitet, den Bezug Lerskis zu Zürich, sein bewegtes Leben sowie die Beziehungen und Kontakte zu seiner Familie Schmuklerski beleuchten.

Eine Zusammenarbeit von Omanut mit der Daniel Gablinger-Stiftung

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