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Versehrungen – Dmitrij Kapitelman stellt sein neues Buch vor und unterhält sich 
mit dem Schriftstellerkollegen Alexander Estis über die Ukraine

Kosmos Buchhandlung
Lagerstrasse 104
8004 Zürich

Tickets: 28.-/20.- (für Omanutmitglieder) über www.omanut.ch/044 915 28 63

Wenn sich Dmitrij Kapitelman zu Flucht und Emigration äussert, spricht er aus Erfahrung. Als Achtjähriger kam der Autor mit seiner Familie aus der Ukraine nach Deutschland und ahnte schon damals, «dass ein Aufbruch noch keine Ankunft ist. Und dass sich unsere Familie unterwegs für immer verändern würde». In seinem neusten Buch Eine Formalie in Kiew (Hanser 2021) beschreibt Dmitrij Kapitelman das Gefühl der Entfremdung, das sich zwischen ihm und seinen Eltern nach der Emigration allmählich ausbreitet. Das schildert er auf zutiefst berührende wie humorvolle Weise – eine Mischung, die bereits sein Vorgängerroman Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters (Hanser 2016) auszeichnete. Handelte dieser mehrheitlich in Israel, nimmt uns der Autor in Eine Formalie in Kiew in die Ukraine mit. Und obwohl der Text vor dem russischen Überfall auf das Land geschrieben wurde, wird einem bewusst, dass der Konflikt schon lange seinen Tribut fordert: Milizionäre bevölkern im Roman die Strassen Kiews und versuchen, junge Ukrainer für den Krieg im Donbass zu verpflichten. Inzwischen haben diese keine Wahl mehr und können ihre Frauen und Kinder nicht auf der Flucht aus dem kriegsversehrten Land begleiten. Zu dieser Situation wird sich Dmitrij Kapitelman ausführlich mit dem russischen Autor Alexander Estis unterhalten – und natürlich aus seinem Buch lesen.

Dmitrij Kapitelman wurde 1986 in Kiew geboren und kam 1994 mit seiner Familie als „Kontingentflüchtling“ nach Deutschland. Er studierte Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Leipzig und absolvierte die Deutsche Journalistenschule in München. Heute arbeitet er als freier Journalist. Mit seinem Erstlingsroman Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters, für den er den Klaus-Michael-Kühne-Preis gewann, war er 2016 zu Gast bei Omanut.  Letztes Jahr erschien sein zweites Buch Eine Formalie in Kiew, das mit dem Buchpreis Familienroman der Stiftung Ravensburger Verlag ausgezeichnet wurde.

Alexander Estis wurde 1986 in einer jüdischen Künstlerfamilie in Moskau geboren. 1996 siedelte er als «Kontingentflüchtling» nach Deutschland über. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er als Dozent für deutsche Sprache und Literatur an verschiedenen Universitäten. Seit 2016 lebt er als freier Autor in Aarau. Er schreibt u.a. für Deutschlandfunk Kultur, Die Zeit, die NZZ und das Magazin des Tagesanzeigers. Zuletzt erschien sein Handwörterbuch der russischen Seele (Parasitenpresse Köln, 2021). Für seine Texte wurde er mehrfach ausgezeichnet.

Die Veranstaltung ist eine Zusammenarbeit zwischen Omanut und dem Kosmos.