Inzwischen hat der Religionswissenschaftler Alfred Bodenheimer bereits seinen fünften Kriminalroman verfasst. Dieses Mal ist das Opfer eine Verwandte des Ermittlers Rabbi Gabriel Klein, dessen intellektuelle Neugierde nicht auf Religiöses beschränkt ist. In „Im Tal der Gebeine» betätigt sich Rabbi Klein erneut parallel zur Zürcher Polizei als Detektiv, was diese wie immer mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis nimmt. Der Tod von Bianca Himmelfarb inspiriert Rabbi Klein zu seiner Pessach-Predigt über Ezechiels Vision von der Belebung der ausgetrockneten Gebeine, auf welche sich der Titel des Romans bezieht. Eine weitere Ebene, um über den Sinn des Lebens nachzudenken, bildet die Rahmengeschichte, die das Geschehen in das jüdische Trauma des Holocaust einbettet.
Wie die Interpretation der heiligen Schriften besteht auch das Schreiben eines Kriminalromans aus der Suche nach Motiven, nach Details und nach einem Sinnzusammenhang. Alfred Bodenheimer versteht sich auf beides und gibt uns in einem Gespräch mit Karen Roth Einblicke in seine Schaffensweise – als Wissenschaftler und als Autor.
Alfred Bodenheimer, geboren 1965 in Basel, studierte Germanistik und Geschichte und promovierte über Else Lasker-Schüler. Er betrieb Talmud-Studien in Israel und den USA und wurde 2003 Professor für Jüdische Literatur- und Religionsgeschichte an der Universität Basel. Er leitet das dortige Zentrum für Jüdische Studien. Neben seinen Kriminalromanen veröffentlichte er zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und ist Mitherausgeber von u.a. der „Reihe Jüdische Moderne» im Böhlau Verlag.