Liebe in Zeiten des Internets

 

Was das Internet mit der Liebe macht, hat niemand präziser analysiert als die israelische Soziologin Eva Illouz. Seit zwei Jahrzehnten erforscht sie die Rückwirkungen des Kapitalismus auf das Liebesleben. Eine verklärende Sicht auf die Gefühlswelt wird man ihr nicht nachsagen können; auf die Frage ihres letzten Buches, „Warum Liebe weh tut», folgt nun die Erörterung „Warum Liebe endet – Eine Soziologie negativer Beziehungen» (Suhrkamp Verlag, 2018).

Eva Illouz schreibt über eine Gesellschaft, in der Liebe längst nichts Verbindliches mehr darstellt:  Das Online-Dating wurde von dem noch schnelleren Mobile-Dating abgelöst und sexuelle Begegnungen verwandeln sich in eine Ware, «die man erwerben und auch wieder loswerden kann».

Die Frage nach der Kommerzialisierung des Intimlebens im Zeitalter der digitalen Kommunikation passt ausgezeichnet in den Rahmen der Ausstellung „Love in the Time of Social Media». Die von Olga Stefan kuratierte Schau ist vom 16. März bis am 6. April 2018 im Kunstraum Walcheturm zu sehen und enthält Werke von u.a. Sophie Calle, Keren Cytter, Jon Rafman, Navid Tschopp und Hito Steyerl (www.loveinthetimeofsocialmedia.home.blog). „Love in the Time of Social Media»  beschäftigt sich mit eben jenen Themen, die Eva Illouz in ihren Büchern untersucht, und beleuchtet die fragile Grenze zwischen öffentlichem und privatem Raum. Ein Besuch der Ausstellung bereitet also ausgezeichnet auf die Ausführungen von Eva Illouz vor, die nach ihrem Vortrag ein Gespräch mit Olga Stefan führen wird.

Eva Illouz, geboren 1961 im marokkanischen Fès,ist Professorin für Soziologie an der Hebräischen Universität Jerusalem. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen die Soziologie der Emotionen, der Konsumgesellschaft und der Medienkultur. In ihren viel diskutierten Publikationen untersucht sie die Liebe in Zeiten des Kapitalismus und analysiert die heutigen Geschlechterrollen vor dem Hintergrund der tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen. Regelmässig veröffentlicht sie Artikel, u.a. in der israelischen Tageszeitung Haaretz. Letztes Jahr wurde sie mit dem EMET-Preis in der Kategorie Sozialwissenschaften ausgezeichnet.