Klezmer-Kitsch oder Diaspora-Pop?

Wenn man danach fragt, was jüdische Kultur heute in Europa bedeuten könnte, landet man schnell beim amerikanischen Musiker Daniel Kahn. In seinem Universum gibt es Bezüge zur amerikanischen Folk-Tradition, zu Klezmer, zu jiddischen Arbeiterliedern, zur deutschen Romantik, zu Brecht/Weill und, und, und… Dabei ist eines der Zentren dieser vielfältigen Vernetzung die Auseinandersetzung mit jüdischer Identität. Schlagworte wie das anhaltende Gedächtnis an den Holocaust, Zionismus und Post-Zionismus, Diaspora oder Exil prägen diese Auseinandersetzung – doch ist der grosse Vorteil von Kahns Songs, dass sie auch Spass machen.

Was bedeutet das Judentum für den in Berlin lebenden amerikanischen Singer-Songwriter? Was bedeutet Europa? Und wie verortet er seine Musik innerhalb der komplexen Konstellation aus den USA, Israel und den europäischen Ländern? In einem Gespräch über Popmusik, Politik, Judentum und das Leben an verschiedenen Orten soll diesen Fragen nachgegangen werden.

Dem Gespräch folgt ein Konzert von Daniel Kahn.

Daniel Kahn, 1978 in Detroit geboren, studierte Theater und Musik, lebte und arbeitete in New Orleans, New York und Ann Arbor und machte sich als Sänger, Musiker, Schauspieler, Regisseur, Komponist und Songwriter einen Namen. 2005 zog er nach Berlin und stellte seine Band, The Painted Bird, zusammen, mit der er bereits vier Alben aufgenommen hat. Für „Bad Old Songs» wurde die Band 2012 mit dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Daniel Kahn reist durch ganz Europa, Russland, Israel und Nordamerika und arbeitet mit KünstlerInnen aus der ganzen jiddischen Welt. In Berlin macht er weiter Theater als Schauspieler, Komponist und Liedermacher. Für das Studio Я des Berliner Maxim Gorki Theaters kuratiert er die Musikreihe unternational.

Caspar Battegay, geboren 1978 in Bern, studierte Deutsche Philologie, Philosophie und Jüdische Studien in Basel und promovierte mit einer Arbeit zur deutsch-jüdischen Literatur. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg und am Zentrum für Jüdische Studien der Universität Basel. Seit 2014 Ambizione-Beitrag des Schweizerischen Nationalfonds an der Universität Lausanne mit dem Projekt „Geschichte der Möglichkeit. Utopie und Diaspora in der deutsch-jüdischen Literatur». In seinem Essay „Judentum und Popkultur» (Bielefeld, 2012) untersuchte er die Chancen, die die Popkultur für eine unbefangene Wahrnehmung des Judentums bietet.

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