Auf den Spuren Else Lasker-Schülers führt ein von Martin Dreyfus, Spezialist für Exilliteratur, geleiteter Spaziergang zu Orten, an welchen sich die Dichterin in ihren Zürcher Jahren aufgehalten hat und welche in eigenen oder Texten von anderen festgehalten worden sind. Zu den Bekannten in Zürich gehörten nicht nur Journalisten wie Eduard Korrodi oder Schauspieler wie Ernst Ginsberg, sondern auch Gönner wie Hugo May (1887-1958) und Kurt Ittmann (1896-1974). Als Zeichen der Anerkennung beschenkte Else Lasker-Schüler die beiden Direktoren des Warenhauses Julius Brann (heute: Manor) mit Zeichnungen und Gedichthandschriften. Für Hugo May fertigte sie zudem in den Jahren 1935/36 ein handschriftliches Gedichtbuch an, das sich seit 2013 im Besitz der Zentralbibliothek Zürich befindet. Es ist mit Abstand die umfangreichste Sammelhandschrift der Dichterin und präsentiert die Vielfältigkeit ihres lyrischen Werkes.
Andreas Kilcher, Professor für Literatur und Kulturwissenschaft an der ETH Zürich und Herausgeber des soeben im Wallstein Verlag erschienenen Faksimilebandes „Gedichtbuch für Hugo May», wird eine Auswahl der sich in der Zentralbibliothek befindenden Dokumente zu Else Lasker-Schüler kommentieren. Danach stellt Martin Dreyfus in einem Kurzreferat die Begegnungen und Beziehungen von Else Lasker-Schüler in Zürich und der Schweiz in einen grösseren Kontext, der auch dazu führte, dass die jüdische Dichterin im Exilland Schweiz schliesslich nicht mehr willkommen war.