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GALIZIEN FESTIVAL

Samstag, 1. April

18.30 Uhr:            Festival-Einführung von Martin Dreyfus mit einer Bildauswahl von Helmut Peschina

19.15 Uhr:            Kleiner Imbiss

20 Uhr:                 Konzert: Das Internationale Quartett spielt Jacob-Ber Gimpels jiddische 

Theater-Songs aus Lemberg

Jacob-Ber Gimpel war ein Pioniere des Jiddischen Theaters. 1889 gründete er das erste unabhängige jiddische Theater Europas in Lemberg. Die Stadt zählte damals 160.000 Menschen, wovon ein Drittel Juden waren. Das Gimpel-Theater wurde nicht nur eine Anlaufstelle für jiddische Wandertheater-gruppen, sondern entwickelte auch eine eigene Form des musikalischen Dramas und ging damit auf Tournee. Franz Kafka erlebte 1910 eine Aufführung in Prag und war zutiefst berührt. Auch Joseph Roth und Marc Chagall wurden vom Gimpel-Theater inspiriert. Das Internationale Quartett, das aus dem Sänger Efim Chorny und der Pianistin Susan Ghergus aus Moldawien, Sasha Somish (Gesang) aus Lemberg und der Australierin Vanessa Vormans (Geige, Gesang) besteht, hat Lieder aus der Ära des Gimpel-Theaters aufgespürt und einen zu Herzen gehenden Konzertabend arrangiert.

 

Sonntag, 2. April

11.30 Uhr:           Filmvorführung von Paul Rosdys „Der letzte Jude von Drohobytsch» (2011), danach Gespräch mit dem Regisseur

Der Film erzählt die unglaubliche Geschichte des fast 90-jährigen Alfred Schreyers. Als letzter Jude und einziger Shoa-Überlebender des ehemaligen galizischen Kleinstädtchens Drohobytsch hat er dort noch Bruno Schulz als Werk- und Zeichenlehrer gehabt. Atemlos verfolgt man die von seltsamen Wendungen und Glücksfällen gezeichnete Biografie eines ungebrochenen Mannes, der mit einem Lied den Todesmarsch durchstanden und später als Sänger und Violinist in einem sowjetischen Kinofoyer-Orchester aufgespielt hat. Der Wiener Dokumentarfilmer Paul Rosdy hat diese einzigartige Lebensgeschichte im letzten Moment eingefangen: Alfred Schreyer ist 2015 in Warschau gestorben.

13.30 Uhr:            Borscht & Bagel Buffet 

15.00 Uhr:           Hörspiel „Hotel Savoy» nach dem Roman von Joseph Roth mit einer Einführung von Helmut Peschina

Das Hotel Savoy beherbergt bunte Existenzen einer aus den Fugen geratenen Welt: Bankrotteure, Devisenschieber, Kabarettisten. Die Stockwerke ordnen die Bewohner nach ihrem sozialen Status. Ganz oben leben die Armen, unten die Reichen. Vier Romane des grossen Melancholikers Joseph Roth hat der Wiener Dramaturg Helmut Peschina bereits bearbeitet Ein hinreissendes Hörvergnügen!

17 Uhr:                   Lesung aus Alexander Granachs Briefen an Lotte Lieven mit Martin Dreyfus und Helmut Vogel

Diese wunderbaren Briefe des Schauspielers Alexander Granach an seine Schweizer Ehefrau Lotte Lieven wecken die Kindheit Granachs, seine galizische Herkunft, seine ersten grossen Erfolge in Berlin, die Flucht vor der Gestapo nach Polen, die Zeit in Moskau und schliesslich die Emigration in die USA 1938. Sie bezeugen den unbeugsamen, optimistischen, begeisterungsfähigen, offenen und grosszügigen Charakter Granachs, der sich dem Leser bereits in seiner umwerfenden Autobiographie „Da geht ein Mensch» enthüllt hat.

19.30 Uhr:           Stummfilmvorführung mit Live -Musik der Pianistin Karin Weissberg:                      

„Ost und West» (1923) von Sidney Goldin mit Molly Picon Die ersten Filme aus einer spezifisch jüdischen Perspektive wurden im Wien der Zwischenkriegszeit produziert, so auch „Ost und West» mit dem amerikanisch-jüdischen Schauspielerehepaar Molly Picon und Jacob Kalisch, der mit ironischem Einschlag drei jüdische Lebenswelten zeigt: die religiöse der „Galizianer», die von Unwissen geprägte der Amerikaner und die akkulturierte der Wiener.

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