Zum Inhalt

Fest der israelischen Literatur

Zeruya Shalev, Yishai Sarid und Tomer Gardi geben sich ein Stelldichein
Moderation: Carsten Hueck

 

30. Oktober, 20.30 Uhr
im LITERATURHAUS, Limmatquai 62, 8001 Zürich

Seit seinem Erstling, dem Bestseller «Limassol» aus dem Jahre 2009, behandelt der israelische Autor und Rechtsanwalt Yishai Sarid sozialpolitisch relevante Themen wie das israelisch-palästinensische Zusammenleben, Bodenspekulation, die Bedeutung des Holocaust und des Militärs in der israelischen Gesellschaft auf subtile und spannende Weise. Nicht zum ersten Mal wählt er in seinem neusten Roman «Siegerin» (Kein & Aber, 2021) eine Frau als Hauptfigur und brilliert erneut durch die psychologisch feinsinnige Schilderung ihrer inneren Konflikte.

Yishai Sarid wurde 1965 in Tel Aviv geboren, wo er bis heute lebt. Nachdem er als Nachrichtenoffizier in der israelischen Armee tätig war, studierte er in Jerusalem und an der Harvard University und arbeitete später als Staatsanwalt. Heute ist er als Rechtsanwalt tätig und veröffentlicht Artikel in diversen Zeitungen.

Lesung in deutscher Sprache: Ilknur Bahadir

 

31. Oktober, 16 Uhr Uhr
im THEATER NEUMARKT, Neumarkt 5, 8001 Zürich

Tomer Gardi hat bereits in seinem ersten Roman keinen Stein auf dem anderen gelassen: Trug er in „Stein, Papier“ (Rotpunktverlag, 2013) im übertragenen Sinn Steine ab, um die Geschichte des Kibbuzes zu erfahren, in dem er aufgewachsen ist, sind es dieses Mal Farbschichten, die verraten sollen, wie Wirklichkeit und Imagination, aber auch ganz konkret westlicher Reichtum und Sklaverei zusammenhängen. Zwei sprachlich ganz unterschiedliche Romanteile bilden in «Eine runde Sache» (Droschl Verlag, 2021) ein faszinierendes Ganzes, auch dank der kongenialen Arbeit seiner Übersetzerin Anne Birkenhauer, die aus Jerusalem zugeschaltet wird.

Tomer Gardi, geboren 1974 im Kibbuz Dan in Galiläa, lebt in Berlin. Er studierte Literatur und Erziehungswissenschaft in Tel Aviv und Berlin. Gardis literarischer Essay Stein, Papier wurde 2011 veröffentlicht. 2016 erschien sein Roman «Broken German». Das gleichnamige Hörspiel erhielt 2017 den Deutschen Hörspielpreis der ARD. Für den Roman «Sonst kriegen Sie Ihr Geld zurück», den er 2019 bei Omanut vorgestellt hat, erhielt er das Alfred-Döblin-Stipendium.

 

31. Oktober, 19 Uhr im THEATER NEUMARKT, Neumarkt 5, 8001 Zürich

Das grosse Thema Liebe schreibt Zeruya Shalev auch in ihrem neuen Roman in die Geschichte Israels ein. In «Schicksal» (Berlin Verlag, 2021) schöpft sie gar aus der eigenen Biographie: Wie ihr Vater sind zwei der Protagonisten in ihrer Jugend Teil der radikal-zionistischen Untergrundorganisation «Lechi» gewesen. Das Opfer, das beide ihren Ideen bringen, treibt sie bis an ihr Lebensende um. In diesem Gewebe aus Liebe und Schuld, Passion und Ohnmacht, sind auch die Nachkommen der beiden gefangen. Der Roman schöpft aus den grossen Themen der Menschheitsgeschichte und ist auch eine Hymne auf die mütterliche Liebe, die wie einst die biblische «Ir Miklat» Raum für Vergebung schafft. Dass solche sprachlichen Anspielungen auch im Deutschen funktionieren, ist der Übersetzerkunst Anne Birkenhauers zu verdanken, die erstmals einen Roman von Zeruya Shalev übertragen hat und auch bei diesem Gespräch zugeschaltet wird.

Zeruya Shalev, 1959 in einem Kibbuz am See Genezareth geboren, studierte Bibelwissenschaften und arbeitete nach dem Studium zunächst als Lektorin. Ihre vielfach ausgezeichnete Trilogie über die moderne Liebe –  «Liebesleben» (2000), «Mann und Frau» (2001), «Späte Familie» (2005) – wurde in über zwanzig Sprachen übersetzt. Die vor zwei Jahren verstorbene Übersetzerin Mirjam Pressler zeichnete bis zum 2015 erschienen Roman «Schmerz»  für die Übertragung ins Deutsche. Zeruya Shalev lebt mit ihrer Familie in Haifa.

Lesung in deutscher Sprache: Sascha Ö. Soydan

 

Carsten Hueck, geboren 1962, in Dortmund, ist Autor und Journalist. Sein Interesse für jüdische Kultur führt ihn seit 1992 immer wieder nach Israel. Seine Kino-Dokumentation «Jeckes – die entfernten Verwandten» wurde 1997 beim Filmfestival in Marseille mit dem «Prix Planète Cable» ausgezeichnet. Durch persönliche Kontakte entstanden zahlreiche Porträts und Interviews mit israelischen Persönlichkeiten wie Zeruya Shalev, Tom Segev, Teddy Kollek, Stef Wertheimer und David Grossman. Er ist Literaturredakteur beim Deutschlandfunk Kultur.