Zum „Buchmensch des Jahres 2014″ wurde er vom Schweizerischen Buchhändler- und Verlegerverband (SBVV) ernannt. Unter seinen fünf Vorgängern war ein Verleger, eine Literaturvermittlerin, ein Bibliothekar und ein Diplomat. Martin Dreyfus ist kein Diplomat. Er war Buchhändler und Verleger, er ist Literaturvermittler und u.a. immer wieder als Dozent am Lehrhaus Zürich tätig. Und er nennt eine grosse und einzigartige private Bibliothek sein eigen.
Bücher prägen seinen Alltag auch sonst . Er ist nicht nur Leiter von literarischen Tramfahrten und Spaziergängen durch Zürich, sondern führt auch seit zehn Jahren Literaturbegeisterte durch Städte und Landschaften: Prag, Dresden, Triest, Riga und Vilnius, das Engadin und das Bergell, Davos, Ascona und der Monte Verita, Meran und Bozen stehen auf dem Programm dieser Reisen, bei denen er jeweils Autoren, Texte und deren Schauplätze vorstellt.
Bücher sammelt Martin Dreyfus „bewusst» seit dem Jahr 1969, als er in einem Basler Antiquariat, damals noch als Schüler, aus seinem Taschengeld ein erstes besonderes Buch erwarb und damit den Grundstock für eine Sammlung legte, wie es sie in der Schweiz nicht nochmals gibt.
Exilliteratur der Jahre 1933 bis 1950 in Originalausgaben bildet das Kerngebiet seiner Sammlung, die in einem Gewerberaum in Thalwil steht. Weitere Bücherräume befinden sich in Kilchberg und in Rüschlikon. Wie breit sein Horizont zum Thema Exilliteratur ist, wird deutlich, wenn man weiss, dass er sich mit der Türkei als Zufluchtort von Künstlern und Wissenschaftlern im Zweiten Weltkrieg ebenso befasst wie mit Shanghai und Lateinamerika, wohin deutsche und österreichische Autoren, Verleger und Buchhändler geflohen sind. An der Preisverleihung des SBVV sagte der Autor und Psychoanalytiker Jürg Acklin: „Keiner kennt sich so aus in der Zwischenkriegs- und Emigrantenliteratur wie er. Sein Überblick und gleichzeitig seine Detailgenauigkeit verblüffen einen immer wieder. Dabei versteht er es, einen für Autoren und Autorinnen zu begeistern, von denen man bis anhin kaum oder noch gar nichts gehört hat.»
Das Datum des 9. November soll – wozu sich die Bestände anbieten – einerseits an den Jahrestag der Pogromnacht, anderseits an den 50. Todestag des 1933 in die Schweiz emigrierten Dramaturgen, Regisseurs, Direktors des Zürcher Schauspiel-hauses und Omanut-Mitglieds der ersten Stunde Kurt Hirschfeld erinnert werden.