Eine gedeckte Holzbrücke über den Rhein verbindet die süddeutsche Gemeinde Gailingen mit Diessenhofen im Kanton Thurgau auf der Schweizer Seite des Flusses. Beide Gemeinden haben eine bewegte jüdische Geschichte. Wie gut die Gailinger Juden vor den Jahren der braunen Diktatur gesellschaftlich integriert waren, zeigt die Wahl des jüdischen Bürgers Leopold Hirsch Guggenheim zum Bürgermeister und seine Amtsführung in den Jahren 1870 bis 1884 zum Wohle der Gemeinde Gailingen.
Über die gedeckte Holzbrücke sind 1939 gegen 40 jüdische Bewohner Gailingens in die Schweiz gekommen und von da aus über Triest nach Palästina gereist.
Geschichte und Geschichten zu früheren jüdischen Betlokalen, Ladenbesitzern, Händlern und Fabrikanten in Gailingen und Diessenhofen sollen am Europäischen Tag der jüdische Kultur unter dem diesjährigen Thema «Brücken» zur Sprache kommen. Die persönlichen Erinnerungen Ellen Ulmanns, die in Gailingen aufgewachsen ist, werden uns auf der Hinfahrt auf das Thema einstimmen. In Gailingen vermittelt uns dann der Direktor des dortigen Jüdischen Museums, Joachim Klose, sein umfangreiches Wissen. Nach einem Mittagessen im historischen „Leue» auf der Schweizer Seite der Brücke wird uns die ehemalige Mitarbeiterin des Zürcher Völkerkundemuseums Christine Kolitzus-Hanhart, deren Vorfahren eng mit der Industrialisierung Diessenhofens verbunden sind, bei einem leichten Spaziergang die jüdische Geschichte des Städtchens näherbringen.