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Der andere Gershom Scholem

Der grosse Religionswissenschaftler als Literaturtheoretiker, Übersetzer und Dichter

ETH Zürich, RZ F 21
Clausiusstrasse 59
8006 Zürich

Der jüdische Religionshistoriker und Philosoph Gershom Scholem (geb. 1897 in Berlin, gest. 1982 in Jerusalem) gilt als Begründer einer wissenschaftlichen Erforschung der jüdischen Mystik. Scholems Werk und Nachlass offenbaren jedoch noch eine andere faszinierende Seite seines Schaffens: Übersetzungen, literaturtheoretische Reflexion sowie eigene literarische Produktion, darunter ernsthafte wie scherzhafte Gedichte, verweisen auf einen wenig bekannten ›literarischen‹ Scholem. Das Spektrum seiner Interessen und Themen reicht von der jüdischen Tradition bis in die Gegenwartsliteratur. Neben verstreut veröffentlichten Texten fanden sich in Scholems Nachlass zahlreiche unveröffentlichte Manuskripte; sie reichen von der Literatur und der Übertragung religiöser Texte über die kritische Beschäftigung mit Philip Roth bis zur Kafka-Deutung.
Die beiden Literatur- und Kulturwissenschaftler Sigrid Weigel und Martin Treml haben mit Hannah Markus und Herbert Kopp-Oberstebrink den Band „Gershom Scholem: Poetica – Schriften zur Literatur, Übersetzungen und Gedichte“ (Suhrkamp Verlag) herausgegeben und kommentiert. Sie stellen ihn im Gespräch mit Prof. Andreas Kilcher, der ebenfalls zu Gershom Scholem forscht, vor. Zudem werden Texte von Scholem gelesen.
Sigrid Weigel, die von 1992-1998 an der Universität Zürich gelehrt hat, war zuletzt (1999-2015) Direktorin des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung und Professorin an der TU Berlin. Weigel ist Autorin etlicher Veröffentlichungen zu deutsch-jüdischen Autoren (u.a. Walter Benjamin, Aby Warburg, Hannah Arendt, Susan Taubes) und Autorin und Herausgeberin vieler kultur- und literaturwissenschaftlicher Publikationen.
Martin Treml, geboren 1959 in Österreich, ist Religionswissenschaftler und Judaist und arbeitet seit 2000 am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin in leitender Funktion. Er hatte Fellowships in Jerusalem, London, Weimar, Stanford und Innsbruck inne und ist Herausgeber von Texten von Erich Auerbach, Jacob Taubes und Aby Warburg. Seine Arbeitsschwerpunkte bilden Kulturtheorie um 1900, westliche Religionskulturen, Kultur- und Literaturgeschichte des deutschen Judentums und der Antike.

Diese Veranstaltung ist eine Zusammenarbeit zwischen Omanut und der Professur für Literatur- und Kulturwissenschaft an der ETH Zürich.