Jakob van Hoddis, in dessen Gedicht „Weltende» von 1911 die bürgerliche Welt mitsamt ihren Hüten prophetisch durcheinandergewirbelt wird, verlieh gemeinsam mit anderen Dichtern, Schriftstellern, Malern und Musikern der Aufbruchsstimmung vor und nach dem „Wahnsinn» des Ersten Weltkrieges Ausdruck. Am Ende bewahrte das patriotische Engagement in den Kriegs- und Nachkriegsjahren diese Künstler nicht davor, durch den aufkommenden Nationalsozialismus verfolgt, in die Emigration oder in den Tod getrieben zu werden. Der als Hans Davidsohn in Berlin geborene Jakob von Hoddis wurde erst als Nervenkranker interniert, dann nach Sobibor verschleppt und dort ermordet.
In einer Gedicht- und Textcollage päsentieren Martin Dreyfus und Helmut Vogel Texte u.a. von Jakob van Hoddis (1887-1942), Albert Ehrenstein (1886-1950), Alfred Lichtenstein (1889-1914), Paul Mayer (1889-1970), Carl Einstein (1885-1940), Ernst Blass (1890-1939), Johannes Urzidil (1896-1970) und Alfred Wolfenstein (1883-1945), die die Epoche des literarischen Expressionismus mitprägten.
Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung vom Pianisten Helmut Wiegiehser, der Lieder Paul Abrahams, dessen Schicksal vom erfolgreichen Schlagerkomponisten zum verrückt gewordenen Emigranten alle Ingredienzien dieser Wahnsinnszeit enthält, darbieten wird.
Martin Dreyfus ist Sammler und Spezialist für Exilliteratur des 20. Jahrhunderts, freiberuflicher Lektor und Verfasser diverser Beiträge u.a. zu Walter Mehring, Else Lasker Schüler, Karl Wolfskehl und zur Verlagsgeschichte im Exil.
Helmut Vogel war in der Ära Peter Schweiger im Ensemble des Theaters am Neumarkt und freier Schauspieler in Wien, Innsbruck und Berlin. In Zürich regelmässig im Theater Rigiblick und sogar theater zu erleben.
Helmut Wiegiehser bildete sich an der Musikhochschule Zürich zum Pianisten aus und konzertierte in Österreich, Deutschland und den USA. In der Schweiz ist er seit vielen Jahren als Pädagoge an der Musikschule Konservatorium Zürich tätig.