Im ältesten Bad der Stadt scheint die Zeit seit der Eröffnung 1864 stehen geblieben zu sein. Wenige nur kennen dieses Bad, das etwas versteckt unterhalb des alten Botanischen Gartens liegt. Das Privileg hier ein paar Bahnen zu ziehen und im Schatten der ehemaligen Stadtmauern den Bauch raushängen zu lassen, ist Männern vorbehalten. Erst abends, wenn sich das Bad in die angesagte Rimini Bar verwandelt, sind auch Frauen willkommen. Das Bad wird von einem orthodox-jüdischen Verein betrieben, es ist das Bad der gläubigen Männer mit den Schläfenlocken. Aber auch Männer, die nicht jüdisch sind, sind hier willkommen. Und sie kommen: Immer über Mittag treffen sich hier Banker und Versicherungsleute aus der City, um nach der kühlenden Pause wieder ihre Arbeit aufzunehmen. Frauen aber sind während des Badebetriebs nicht zugelassen. Wo gibt es das noch, dass die Chips und die Glacé in einem städtischen Bad den Aufdruck „Koscher» tragen und aus Israel stammen? Nachmittags unter der Woche verwandelt sich die Besucher dieses Bads in radikaler Weise: Sie kommen in ihre schwarzen Anzügen, die sie an den Kleiderhaken aufhängen und steigen in Badehosen ins Wasser, wo sie ihre Bahnen ziehen, um dann wieder verwandelt das Bad zu verlassen. Jüdische Buben, fast alle mit Schläfenlocken, spielen und schwimmen vergnügt im Wasser.
Der Fotograf Ricardo Rossi hat vor bald zwanzig Jahren das Badeleben hier in Bildern festgehalten, die er erstmals öffentlich zeigt. Ein Vertreter des Trägervereins des Männerbads und er erzählen im Gespräch mit Michael Guggenheimer vom Badeleben.