Vortrag mit Musik und Bild von Musikwissenschaftlerin Gabriela Kaegi
Theater Stok
Hirschengraben52
8001 Zürich
Eintritt: 15.-/10.- für Omanutmitglieder
Anmeldung unter omanut@omanut.ch
oder 044 915 28 63
Giacomo Meyerbeer ─ auf den überlieferten Porträts blickt er seriös, zurückhaltend, beinahe verdrossen. Die dunklen Locken streng gescheitelt, der weisse Hemdkragen tadellos und bis oben zugeknöpft, die Hände verschränkt oder, etwas gar künstlich, unters Kinn gelegt. So ganz bei sich scheint er in dieser Pose nicht zu sein. „Ein ängstliches Genie“ sagt Heine. Ganz anders in seinen Opern. Bereits in seinen Jugendwerken benötigt er neben einem knappen Dutzend SolistInnen, jede Menge Personal: Ritter, Adlige, Bauern, Knappen, Pagen, Herolde, Edeldamen, Bäuerinnen. Aber auch Kanonen braucht er, Pferde, Palmen und einmal gar eine Ziege. Hauptsache, die Bühne ist voll, der Chor gigantisch und die Prospekte überwältigend.
Das ist die Zeit der Grand Opéra und einer ihrer „Erfinder“ heisst Giacomo Meyerbeer. „Robert le Diable“ wird 1831 einer der grössten Opern-Triumphe des Jahrhunderts. Vor allem die Friedhofsszene, in der Nonnen aus ihren Gräbern steigen und eine Valse infernale tanzen, macht Furore. Zum ersten Mal steht ein ganzes Corps de ballet auf Spitzen! Zum ersten Mal wird die Theater-Rampe mit Gaslampen beleuchtet: Gespenstisch und magisch zugleich scheinen die weissgekleideten Nonnen im bläulichen Licht zu schweben. In den ersten vier Jahren nach der Uraufführung wird „Robert le Diable“ in 77 Theatern in 10 Ländern produziert und macht Meyerbeer berühmt und reich.
Einst waren seine Opern regelrechte Blockbuster, aber als die Franzosen 1871 gegen die Deutschen den Krieg verloren, gehörte der in Paris lebende Deutsche nirgends mehr richtig dazu; und zusammen mit Wagners Hetzschrift „Das Judenthum in der Musik“ (1869) und dem aufkommenden Antisemitismus verschwanden seine Werke nach und nach aus den Spielplänen. Als die Nazis die Macht ergriffen, mussten sie ihn kaum offiziell verbieten: er wurde längst nicht mehr gespielt. Und wenn es Meyerbeer, einer der erfolgreichsten Komponisten seiner Zeit, heute mit einem seiner Werke auf den Spielplan eines Theaters schafft, so spricht man noch immer von „Ausgrabung“ oder „Rarität“. Gleichwohl setzt seit 20 Jahren seine Wiederentdeckung ein und die diesjährige Genfer Aufführung von „Les Huguenots“ folgt gefeierten Inszenierungen in Brüssel (2011), Berlin (2016) und Dresden (2019).