Er verkehrte in den Pariser Salons mit George Sand und Victor Hugo, mit Berlioz, Chopin, Liszt und Meyerbeer, war ein hervorragender Pianist und ein Komponist voller Einfälle: Charles-Valentin Alkan teilt mit Verdi und Wagner das Geburtsjahr 1813, gilt aber trotz zahlreicher CD-Einspielungen immer noch als grosser Unbekannter.
Sein vorwiegend pianistisches Schaffen stellt an die Interpreten und ans Publikum hohe Anforderungen. Die meistens fingerbrecherisch schwierigen Klavierwerke des von Liszt, Anton Rubinstein und Ferruccio Busoni bewunderten jüdischen Romantikers aus Paris weisen vielfach über ihre Entstehungszeit hinaus. Alkan bereitete sowohl mit umfangreichen Konzertetüden, die zu seinen Hauptwerken zählen, als auch mit pianistischen Miniaturen auf Gustav Mahler, Claude Debussy, Béla Bartók, Henry Cowell und weitere Komponisten der Moderne vor. Er experimentierte mit ungewohnten Harmonien und Rhythmen, schrieb kunstvolle Fugen und raffiniert triviale Melodien, blickte in die barocke Formenwelt zurück und in zukünftige Klangwelten wie kein zweiter Komponist zu seiner Zeit.
Mit zahlreichen Musikbeispielen, von Marc-André Hamelin (CDs, Hyperion) und anderen Klaviervirtuosen gespielt, stellt Walter Labhart den genialen jüdischen Komponisten vor, um vor allem mit Alkans visionären Qualitäten bekannt zu machen.
Der Musikforscher, Ausstellungsgestalter und Kulturjournalist Walter Labhart lebt in Endingen AG, ist Omanut-Vorstandsmitglied und setzt sich im In- und Ausland regelmässig für jüdische Musik ein.