Von Dana von Suffrins erfrischendem Humor, ihrer menschlichen Klugheit und feinen Ironie kann man nicht genug bekommen – und auch nicht von ihrem Figurenarsenal: ein Vater, eine Mutter und zwei Schwestern. Nach der Präsentation ihres Erstlings «Otto» (Kiepenheuer & Witsch, 2019) ist die Autorin erneut bei Omanut zu Gast und wird im Gespräch mit dem ZEIT-Redaktor Sascha Chaimowicz neben ihrem neusten Roman «Nochmal von vorne» (Kiepenheuer & Witsch, 2024) ihre eben erschienene Anthologie «Wir schon wieder» (Rowohlt Verlag, 2024) vorstellen. In Dana von Suffrins Beitrag zu den von ihr gesammelten «16 jüdischen Erzählungen» steht wiederum der aus Israel nach Deutschland übersiedelte Vater im Mittelpunkt und das Ende ist unheilvoll. Das Vorwort nimmt die düstere Stimmung bereits vorweg. Darin schreibt Dana von Suffrin, dass das Verhältnis zwischen Deutschen und Juden schon immer kompliziert, nach dem 7. Oktober gar neurotisch ist und «zuletzt oszilliert es nicht selten zwischen Enttäuschung und Verrat». Es geht an diesem Abend also auch um Zuschreibung von Identität und Jüdisch-Sein in Deutschland heute.
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Seferia – jüdisches Buchfestival
Die Bedeutung der Diaspora im Judentum Susannah Heschel im Gespräch mit Andreas Kilcher
Seit der Antike wurden das Exil und die Diaspora der Juden im jüdischen Denken – und auch im christlichen – theologisch und politisch unterschiedlich interpretiert. Tatsächlich ist die Terminologie von Golah, Geulah selbst von religiöser Bedeutung: Leben Juden ausserhalb des Landes Israel im Exil oder einfach in der Diaspora? Befindet sich das Judentum in einem Zustand des Exils, wenn es ausserhalb des Landes und ohne den Jerusalemer Tempel praktiziert wird? Für einige jüdische Denker ist der Zionismus ein Höhepunkt, eine Erlösung, die die Diaspora negiert. Für andere hingegen ist der politische Zionismus ein ketzerischer Verstoss gegen Gottes Versprechen, die Juden zu erlösen. Im Laufe der Geschichte entwickelten jüdische Denker in zum Teil kontroversen Debatten Positionen zu Exil und Diaspora. Dazu gehörten mittelalterliche Messianiker und rabbinische Rechtsautoritäten, chassidische Denker, europäische und arabische Juden, Assimilationisten, Zionisten und Sozialisten, religiöse Nationalisten und Antizionisten.
Eine Reise von Marokko nach Israel Der Komponist Janiv Oron forscht mit elektronischen Klängen
Der in Israel geborene Komponist von elektronischer Musik Janiv Oron tritt als Performer in verschiedenen Formationen auf. Mit seinem Bruder Eres ist er seit über 20 Jahren sehr erfolgreich als DJ-Duo Goldfinger Brothers unterwegs. Eine Familiengeschichte ist auch sein neustes Werk Different Names, welches Omanut in Auftrag gegeben hat. Eine biografisch inspirierte Arbeit, deren klangliche Abstraktion sich direkt in der Struktur und der Atmosphäre der Musik niederschlägt: Feldaufnahmen, O-Töne seiner Familie, musikalisch arrangierte Versatzstücke, Ersatzteile eines Panzers, ein Spion und eine Reiseroute von Marokko nach Israel verschmelzen in der Komposition. Bei Janiv Oron schichten sich die Klänge und blitzen die Harmonien unter straffen, digitalen Schürfungen hervor. Mit Buchla Easel Synth-Arrangements, Drum-Verzerrungen und Sub-Sounds schafft er eine zeitgenössische Ambient-Sphäre.