Fränkel als Gottfried Keller-Herausgeber Ausführungen der Zürcher Germanistik-Professorin Ursula Amrein

Jonas Fränkel hat als Herausgeber von Gottfried Kellers Sämtlichen Werken höchstes Lob und vernichtende Kritik erfahren. Als er 1926 sein ambitioniertes Projekt lancierte, war Walter Benjamin rundum begeistert. „Philologisch kühn“ sei die Arbeit, die Lektüre des Anhangs mit dem klug sortierten Variantenverzeichnis ein reines „Vergnügen“, schrieb er in seiner Rezension. Die Zürcher Regierung hingegen distanzierte sich zusehends von der Arbeit des in Bern lehrenden jüdischen Privatdozenten und entzieht ihm 1942 die Herausgeberschaft.

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Fränkels Leben, Werk und seine Briefwechsel Eine Führung in der Schweizerischen Nationalbibliothek mit anschliessender Lesung in der Kornhausbibliothek

Es ist eine unerwiderte Liebe, die Liebe des in Krakau aufgewachsenen und in Bern promovierten Literaturwissenschaftlers Jonas Fränkel (1879 – 1965) zur Schweiz. Zwar lebte er ab 1920 auf der Riedegg in Thun und unterhielt zeitlebens Freundschaften zu Schweizer Intellektuellen, doch sein unermüdlicher Einsatz für Schweizer Autoren wie Gottfried Keller und Carl Spitteler wurden ihm schlecht gedankt. Ausserdem verdüsterte sich sein positives Bild von der Schweiz auch aufgrund der Flüchtlingspolitik während des Zweiten Weltkrieges, dem ein grosser Teil seiner polnischen Familie zum Opfer fiel. Besonders schmerzte ihn, dass seine Schwester Sidonia Wald-Fränkel aus Antwerpen auf einer abenteuerlichen Flucht durch Frankreich schliesslich an der Schweizer Grenze abgewiesen wurde und 1942 einen schrecklichen Tod in Auschwitz fand: «Ich stehe ganz unter dem Eindruck der entsetzlichen Meldungen aus Berlin», schreibt er schon am 14.November 1938 an seinen Freund Carl Albert Loosli.

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Von der Vernichtung zum Leben Das Werk von Helmar Lerski im Fokus

Helmar Lerski (1871 – 1956), Sohn polnischer Juden und in Zürich-Aussersihl aufgewachsen, wanderte 1893 in die USA aus, arbeitete zwischen 1916 und 1932 als Fotograf und Kameramann in Deutschland und floh Ende 1932 aus Berlin nach Palästina. Ab 1948 bis zu seinem Tod lebte er wieder in Zürich.

Der Arabische Aufstand im Jahr 1936 und die Auswanderung von Juden und Jüdinnen aus Deutschland nach Britisch-Palästina als Reaktion auf die Nürnberger Rassengesetze inspirierten Lerski zur Entwicklung eines fotografischen Portfolios, das er «Metamorphose, Verwandlungen durch Licht» nannte. Im Mittelpunkt von Lerskis Aufnahmen stand ein Schweizer Einwanderer, der keine Arbeit hatte. Auf einigen Bildern ähnelt der Mann arabischen Bauern, auf anderen Scheichs, jüdischen Soldaten und sogar einer alten Nonne. Der Fotograf wollte mit seinem Verfahren, das nur ein einziges Modell und die Hilfe des Sonnenscheins benötigte, aufzeigen, dass alle Menschen von nur einem «Vorfahren-Paar» abstammen.

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