Chantal Akerman war wohl eine der ungewöhnlichsten Filmemacherinnen ihrer Zeit. Nicht zuletzt, weil sie als Frau den Kamerablick radikal veränderte und weil sie als Tochter polnisch-jüdischer Holocaust-Überlebender in den westlichen Metropolen keine Heimat, sondern ein permanentes Provisorium sah. Wie sich die Vergangen-heit und die Skepsis gegenüber der Zukunft in ihren Filmen spiegelt, zeigt die Berliner Autorin Tine Rahel Völcker anhand Chantal Akermans Kurzfilm-Debüt «Saute ma ville» (1968) und Ausschnitten aus Akermans Israel-Film «Là-Bas» (2006). Sie liest aus ihrem 2020 erschienenen Buch «Chantal Akermans Verschwinden» und lädt ein, ihr auf eine Reise nach Polen und in den faszinierenden Kosmos der Filme Akermans zu folgen.
Kategorie: 2023
Dreiecksgeschichten Filmvorführung von «Bett und Sofa» (1927) mit Live-Musik der Pianistin Karin Weissberg
Die russische Revolution von 1917 hatte grossen Einfluss auf die Geschlechterbeziehung und förderte die Gleichstellung von Mann und Frau. Der berühmteste sowjetische Spielfilm der 1920er Jahre, der das populäre Konzept der freien Liebe propagiert, ist «Bett und Sofa» (1927) des Regisseurs Abram Room nach dem Drehbuch des Kritikers und Schriftstellers Viktor Schklowski. Darin wird das Verhältnis einer Frau – als reales Vorbild diente die ausgebildete Architektin Lilja Brik, die Geliebte des Dichters Wladimir Majakowski – zu zwei Männern beleuchtet. Sie verlässt letztlich als Schwangere beide und übernimmt die Verantwortung für sich und ihr Kind.
Zur Sache! mit Omri Boehm
No safe haven. Was ist anders seit dem 7. Oktober?
Die Massaker der Hamas an der israelischen Zivilbevölkerung haben den Philosophen Omri Boehm tief erschüttert. Gleichzeitig denkt er weiter über die Zukunft eines Zusammenlebens zwischen Israelis und Palästinensern nach. Wer ihm vorhält, seine Ideen seien utopisch, dem gibt er zu bedenken, dass die bisherige Praxis die Katastrophe nicht verhindert hat. Und erst Recht keinerlei Ausweg aus der politischen Sackgasse verspricht. Die Verpflichtung beider Parteien zur Humanität sei der einzige Weg zu einer friedlichen Lösung.