Omanuts Geschichte beginnt in Zagreb Hinko Gottlieb im Porträt der Historikerin Marija Vulesica

Als der Bariton Marko Rothmüller, der 1932 in Zagreb mit dem Autor Hinko Gottlieb und dem Kaufmann David Spitzer den Kulturverein Omanut gegründet hatte, 1936 ein Engagement ans Zürcher Stadttheater erhielt, konnten seine kroatischen Freunde ihren Aktivitäten noch nachgehen. Hinko Gottlieb veröffentlichte Erzählungen, Essays und Gedichte in der 1936 vom Verein herausgegebenen Kulturzeitschrift «Omanut». Im März 1940 erschienen dort erste Auszüge aus einer geplanten Romantrilogie über das Leben der Juden in Zagreb nach dem Ersten Weltkrieg. Einige Monate später erhielt die eben gegründete Zürcher Schwesterorganisation die letzten Kartengrüsse aus Zagreb. Als Marko Rothmüller im Sommer 1942 für die Zürcher Omanut-Mitglieder einen Leitartikel zum zehnjährigen Jubiläum schrieb, war David Spitzer bereits im Konzentrationslager Jasenovac ermordet und Hinko Gottlieb nach seiner Flucht in die italienisch besetzte Zone im Lager Porto Ré interniert worden. Wie Hinko Gottlieb den Krieg überlebt und was sein Schicksal und sein literarisches Werk geprägt hatte, dafür begann sich die kroatische Historikerin Marija Vulesica im Laufe ihrer Recherchen zum Holocaust in Südosteuropa zu interessieren. Inzwischen hat sie beim Verlag Hentrich & Hentrich zwei Bücher mit Texten von Hinko Gottlieb herausgegeben und wird uns diese in einem Vortrag und einer szenischen Lesung mit den Schauspielern Michael Goldberg (Residenztheater München) und Franziska Machens (Deutsches Theater Berlin) in der Regie von Anita Vulesica vorstellen.

Den Mitgliedern gehört die Beijz-Bühne!
Auf Grosseltern-Geschichten folgt Karl Kraus

In Wien gab es den Mittwochskreis um Sigmund Freud; in Zürich betreibt Omanut die Mittwochsbeijz, die von vielseitig begabten Mitgliedern belebt wird. Der Germanist und Schauspieler Wolfram Schneider-Lastin wird das von ihm herausgegebene, soeben im Rotpunktverlag erschienene Buch «Fragen hätte ich noch. Geschichten von unseren Grosseltern» präsentieren. Aus der Publikation werden die Autoren Ruth Werfel (Kulturjournalistin, Lyrikerin und Exilspezialistin), André Seidenberg (Arzt) und Oded Fluss (Archivar und ICZ-Bibliothekar) ihre Texte vortragen. Letzterer wird nach einem wienerisch inspirierten Imbiss zu Karl Kraus überleiten, so dass die abgesagte Lesung zum 150. Geburtstag des bedeutenden Satirikers mit dem Schauspieler Stephan Witschi doch noch stattfinden kann. Für einmal werden Fackeln die Beijz erhellen und Totenmasken alle bösen Geister fernhalten. Das Makabre, der Witz und die Gemütlichkeit werden an diesem Abend Wien nach Zürich bringen – und damit einen Kreis schliessen.

«Salon Haifa» in der Mittwochsbeijz

Nachdem Sie nach der Sommerpause wie gewohnt unsere Mittwochsbeijz zum Frühstück, Mittagessen oder für ein Gespräch am Stammtisch aufsuchen können, gestalten ab 18.30 Uhr zwei israelische Künstlerinnen, die in der Diaspora leben, das Programm: Zuerst wird Maya Gelfman ihr multimediales Schaffen präsentieren. Werke von ihr sind zurzeit in einer Gruppenschau an der Biennale in Venedig zu sehen. Seit sie Israel 2017 verlassen hat, bezeichnet sie sich als «artist-nomad» und beschreibt ihren künstlerischen Ausgangspunkt wie folgt: «My works investigate the multifaceted aspects of trauma and healing, posing a foundational question: can painful experiences serve as transformative catalysts?» Nach einem in englischer Sprache geführten Gespräch mit ihrer Freundin, der Sängerin Ella Ronen, über Themen wie Migration, Fremdheit, Weiblichkeit, Trauma, Gemeinschaft und über die aktuelle Frage, welche Folgen der 7. Oktober für israelische  Kulturschaffende hat, wird ein Imbiss serviert. Wegen der iranischen Wurzeln der Sängerin Ella Ronen kocht der Omanut verbundene Choreograph Tomer Zirkilevich ein persisch inspiriertes Reisgericht. Zum Abschluss folgt ein Konzert mit Ella Ronen.