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Liechtenstein, 5. April 1933: Entführung mit tödlichen Folgen

Die Brüder Alfred und Fritz Schaie, genannt Rotter, sind schillernde Figuren des Berliner Theaterlebens, deren Erfolge eng mit Namen wie Richard Tauber, Mischa Spoliansky, Fritzi Massary, Gitta Alpár,  Max Pallenberg und vielen anderen verbunden sind. Rechtzeitig haben die beiden Betreiber von verschiedenen Bühnen die Liechtensteiner Staatsbürgerschaft erworben. Sie entfliehen einem drohenden Konkurs und einer antisemitischen Rechtsprechung, indem sie sich rechtzeitig über die Schweiz nach Vaduz absetzen. Doch dort ereilt sie das Schicksal in Form der Selbstjustiz einiger Liechtensteiner und Deutscher Nationalsozialisten, die das Ehepaar Alfred und Getrud Rotter, Fritz Rotter und eine anwesende Bekannte, Julie Wolff, in eine Falle locken. Der Entführungsversuch scheitert zwar und Fritz Rotter kann Hilfe holen, doch endet das dramatische Geschehen für das verängstigte Ehepaar mit einem tödlichen Sturz über eine Felswand. Ein Gerichtsverfahren, bei dem Fritz Rotters Anwalt Wladimir Rosenbaum verwehrt wird, sein Plädoyer zu halten, endet mit leichten Strafen für die Täter, die bald darauf amnestiert werden. Fritz Rotter wohnt dem Prozess nicht bei, da er bereits weiter nach Frankreich geflohen ist, wo er 1939 verarmt im Gefängnis von Colmar stirbt.

Der Liechtensteiner Buchkünstler und Publizist Hansjörg Quaderer setzt sich seit Jahren für die Aufarbeitung dieses düsteren, verdrängten Kapitels der jüngeren Liechtensteiner Geschichte ein. Zusammen mit dem Zürcher Illustrator Hannes Binder hat er im Limmatverlag das Werk „Jener furchtbare 5.April 1933″ zu dem Attentat herausgegeben, dessen Tathergang  auch dank den Nachforschungen des Historiker Peter Kamber auf eindrückliche Weise nachgezeichnet werden konnte.

Hansjörg Quaderer, geboren 1958, Studium an den Kunstakademien von Urbino und Bologna. Dozent für bildnerisches Gestalten am Institut für Architektur und Raumentwicklung der Universität Liechtenstein.

Hannes Binder, geboren 1947, lebt als freischaffender Illustrator und Maler in Zürich, unter anderem für NZZ Folio, Der Spiegel, Stern und Die Zeit. Seit 2005 ist er Dozent für Illustrationsgeschichte an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern.

Peter Kamber, geboren 1953 in Zürich, studierte Geschichte. Sein Doppelporträt von Wladimir Rosenbaum und Aline Valangin „Geschichte zweier Leben» erschien 1990 und sein Roman „Geheime Agentin» 2010. Er lebt in Berlin und Zürich.

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