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Jüdische Projektionen Zu Ehren von Margarete Susmans 150. Geburtstag

Bibliothek der ICZ
Lavaterstrasse 33
8002 Zürich

Unkostenbeitrag für Imbiss: CHF 10.-
Anmeldung: www.omanut.ch / 044 915 28 63

Die Dichterin, Schriftstellerin, Philosophin und Feministin Margarete Susman war auch Literaturkritikerin. Als jüdische Denkerin in einem überwiegend christlichen Umfeld hat sie aus einer ganz besonderen Perspektive auf die Rolle der Juden in der klassischen Literatur geschaut. So auch auf Adalbert Stifters 1848 erschienene Novelle «Abdias», welche das tragische Schicksal Abdias’ beschreibt. Stifters Protagonist trägt in sich den Widerspruch, im Besitz aller Eigenschaften zu sein, die man im Laufe der Geschichte auf die Juden projizierte, und gleichzeitig mit dem Klischee des Juden völlig zu brechen. Bei der Neuveröffentlichung der Novelle im Jahre 1935 war sie eine der wenigen «nicht-jüdischen» literarischen Werke, die in der bekannten Schocken-Bücherei, einer von 1933 bis 1939 herausgegebenen Publikationsreihe des Schocken Verlags, veröffentlicht wurde. Eine weitere Besonderheit: Mit dem Vorwort für die Ausgabe schrieb Margarete Susman als einzige zeitgenössische Frau für die Bücherei-Reihe. Sie verortete Abdias’ Charakter zwischen dem von Shylock und den jüdischen Figuren Rembrandts. Ihre Worte über Abdias offenbaren ihr komplexes Verhältnis zu ihrer eigenen jüdischen Herkunft sowie ihr Verständnis vom Schicksal des jüdischen Volkes.

Den Vortrag zu Ehren von Margarete Susmans 150. Geburtstag wird Oded Fluss in der ICZ-Bibliothek – nicht allzu weit von dem Ort entfernt, an dem Susman als Kind gelebt hat – halten und ihr auch eine kleine Ausstellung einrichten. Falls es das Wetter erlaubt, wird ein Picknick an dem von Susman geliebten Zürichsee den Anlass abrunden.

Oded Fluss, 1981 in Jerusalem geboren, ist Omanut-Vorstandsmitglied und seit 2018 Leiter der ICZ-Bibliothek.