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Jiří Langer und der Eros des Chassidismus

Jiří Langer (1894–1943), auch Georg oder Mordechai genannt, Sohn aus assimiliertem bürgerlichem Haus, gehört zu den bemerkenswertesten Gestalten des jüdischen Prag zu Kafkas und Brods Zeit: Im Vorfeld des Ersten Weltkrieges wurde er zum religiösen Aussteiger, schloss sich 1913 den Chassidim von Belz in Galizien an und lebte während des Krieges unter ihnen. Danach kehrte er nach Prag zurück und verband sein reiches Erfahrungswissen über die jüdische Mystik mit der Moderne – insbesondere mit der Psychoanalyse Sigmund Freuds. Die Ergebnisse dieser Studien veröffentlichte er 1923 in dem Buch „Die Erotik der Kabbala“, während er die erlebte Welt der Chassidim in einen höchst bedeutenden Zyklus von Erzählungen fasste, die er 1937 als »Die neun Tore« in tschechischer Sprache veröffentlichte. Sein Bruder, der Dramatiker František Langer, der von der „Phantasie, Fremdartigkeit und Originalität“ der Erzählungen ergriffen war, charakterisiert diese so: „Die Legenden erzählen von Heiligen, von Rabbinern, die solche Wunder wirken konnten und in beinah intimer Beziehung zu Gott standen […] Sie erzählen von chassidischen Menschen. Ihr Leben ist so bescheiden, dass die erbetenen Kleinigkeiten auch ohne ein Wunder erfüllt werden könnten, so schön und menschlich und so irdisch ist das alles.“

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