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„Dürfen wir eintreten, Uriel Gast?“

Am Donnerstag, 26. Januar 2017 um 19.30 Uhr wird der Historiker und vormalige Leiter der Dokumentationsstelle Jüdischer Zeitgeschichte, Uriel Gast, seine langjährige Arbeitsstätte, das Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich (AfZ), vorstellen. Im Gespräch mit der Historikerin Hannah Einhaus kommen die Aufbauphase und die Bestände sowie die Bedeutung des Archivs für die Forschung zur Sprache. Ein Apéro rundet die Veranstaltung am Hirschengraben 62 ab.

Nach einer Lehre beim Europa-Verlag in Zürich, studierte Uriel Gast Allgemeine Geschichte und setzte sich in seiner Lizentiatsarbeit mit der Frühgeschichte der Eidgenössischen Fremdenpolizei auseinander. Diese zog die Aufmerksamkeit des damaligen Archivleiters auf sich und führte zu Gasts Anstellung im AfZ. Durch seine Mitarbeit in den 90er Jahren beim Aufbau des AfZ und der späteren Gründung der Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte hatte Gast die einmalige Gelegenheit, wichtige Quellen zur jüdischen Zeitgeschichte systematisch zu sichern. Dafür stiegen er und seine Kollegen nicht selten in die Keller von jüdischen Institutionen und Privatpersonen und sichteten Schweiz Briefe, Fotos, Zeugnisse und Pässe, die sonst dem Vergessen anheimgefallen wären. Die 20’000 Dossiers des historischen Archivs des Verbandes Schweizerischer Jüdischer Flüchtlingshilfen sind nur ein Beispiel dafür. Auch das Archiv von Omanut ist dank der ehemaligen Präsidentin Nina Zafran in säurefreien Kartons im AfZ für die Forschung aufbewahrt. In den mehr als 25 Arbeitsjahren im AfZ baute Uriel Gast zusammen mit dem Archivleiter zahllose Kontakte zu Schlüsselfiguren der Zeitgeschichte auf. Die Begegnung mit vielen Zeitzeugen, – KZ-Insassen, Flüchtlinge, Flüchtlingshelfer, Diplomaten oder Vertreter der Wirtschaft – bedeutet oft auch den Aufbau einer jahrelangen persönlichen Beziehung. «Für mich war und ist es wohl unbewusst auch eine Spurensuche und Identitätsfindung», meinte Gast. Diese Gespräche mit Zeitzeugen wird er weiterführen, auch wenn er dieses Jahr den Stab als Leiter der Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte an die Basler Historikerin Sabine Bossert übergeben hat.

 

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